Der Tagesspiegel, 26. Mai 2007
Jens Hinrichsen lässt sich in Galerien Sagen und Märchen erzählen
Yvonne Roeb lässt böse Blumen aus Omas Balkontöpfen und Eselsohren aus einem spacigen Motorradhelm à la Darth Vader wachsen. Die Quellen dieser privaten Mythologie sind vielfältig: Sci-Fi-Märchen, Mythen oder kindliche Abzählreime speisen diese surreal angehauchte Bildhauerei (4500 bis 12 000 Euro). Zwischen den Skulpturen und zwischen den Zeilen bleibt in der Galerie Wilma Tolksdorf viel Raum zur Reflexion. Auf die Nachbilder im Kopf des Betrachters, das Weiterspinnen der Erzählfäden setzt Yvonne Roeb. Roebs lakonische Objekte erzielen in der Galerie Wilma Tolksdorf ein verhaltenes Frösteln. Über uns züngelt eine Python aus Polyester. Ihrer Granny-Smith-Färbung nach könnte die Schlange mit dem biblischen Apfel gekreuzt sein. Lecker und fatal eben, wie schon bei Adam und Eva. Auch mit dem Paradies der Kindheit, von dem die Alten singen, ist es nicht weit her. Von sieben Raben erzählt ein bekanntes Märchen. Auf einer Kronleuchterskulptur von Yvonne Roeb hockt aber nur fünfmal schwarzes Federvieh. Das kann kein gutes Omen sein.