Museum Starnberger See
Einzelausstellung / Installation 25. 9. 2022 – 10. 3. 2023
Für die Kapelle im Lochmannhaus hat die Künstlerin Yvonne Roeb eine begehbare Installation entwickelt. Das Werk mit dem Titel ECHO ist eine Antwort auf den Raum und die hier permanent präsentierte Starnberger Heilige des Bildhauers IGNAZ GÜNTHER aus dem Jahr 1755. Roeb nimmt die Rokokofigur zum Anlass für eine räumliche Collage über die Verbildlichung und Vereinnahmung von Weiblichkeit.
Für die Heiligenfigur schuf die Künstlerin eine samtig blaue Nische in einer eingezogenen Wand vor der gerundeten Apsis des Raums. Ein sichelförmiger Spalt am oberen Ende der neuen Wand lässt den dahinterliegenden Hohlraum noch erahnen. Gerahmt wird die Starnberger Heilige durch eine Raute, die in der Mitte des Raumes zu schweben scheint. Das Objekt ist ein Zitat an eine sogenannte Mandorla – einen Glanz, der eine gesamte Figur umschließt und in religiösen Darstellungen des Mittelalters verbreitet war. In den Linien und Farbfeldern des Teppichs setzt sich die Rautenform fort. Darin räkelt sich kokett ein menschliches Bein. Es ist das Bein der Künstlerin. Ein Platzhalter für Funktion und Empfindung, für Sinnliches und Übersinnliches. Nachbildungen von Körperteilen aus Wachs, Holz oder Blech dienen seit vorchristlicher Zeit auch als Opfergaben. In einer Vitrine sind zwei Skulpturen mit ebenfalls weiblich anmutenden Körperformen präsentiert. In zwei kleinformatigen Collagen sind von der Künstlerin Bilder zusammengeführt, die in ihrer Begegnung eine eindringliche erzählerische Kraft entwickeln, voller Gewalt, Begierde und menschlicher Verletzlichkeit.
Als Teil der Ausstellung ist das Künstlerbuch ARTIFIZIARIUM III entstanden.