2010. Aktuelle Tendenzen zur Kunst


Der Westen, 28. Oktober 2010

Aktuelle Tendenzen zur Kunst: MKK-Stipendium in der Städtischen Galerie

Völlig unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Kunst präsentiert die Städtische Galerie in ihrer jüngsten Ausstellung, die die Bewerberinnen und Bewerber um das Märkische Stipendium für Bildende Kunst 2011, vergeben von der Märkischen Kulturkonferenz, im Bereich Plastik vorstellt.

Von ULRICH STEDEN

Iserlohn. Knapp 140 Bewerbungen hat es für das Stipendium gegeben. Die Vorjury hat daraus neun Positionen von den Akademien und Hochschulen aus Berlin, Dresden und Düsseldorf ausgewählt. Wie schon in den Vorjahren verfügt aber auch das Publikum über eine Jurystimme. Der oder die Stipendiat/in wird unter Einbeziehung des Publikumsvotums in der Jurysitzung Anfang November ermittelt. Zum zweiten Mal wird parallel zum Märkischen Stipendium der mit 2500 Euro dotierte OfficeExperts Kunstaward vergeben.

YVONNE ROEB (Berlin) nennt ihre Skulptur MIDNIGHT RIDER, die echte Pferdeschweife aus Formen, die an menschliche Beckenknochen erinnern, heraus hängen lässt. Relativ mystisch erscheint diese Kombination Mensch und Tier. Kleine Momente möchte die Künstlerin zeigen, so auch bei BOCK und KÄFER.

OLAF BASTIGKEIT hat sich mit drei Arbeiten beworben, die er als Modelle
für größere Arbeiten oder Außenplastiken sieht. Neben einem großen Materialmix verwendet er aber auch klassische Techniken der Bildhauerei. Dagegen sind die Arbeiten von ANNE-KATHRIN RUST (Dresden) auf eine starke Dialektik angelegt. Für ihre teils abstrakten, teils vegetativen Formen verwendet sie Keramik, Metall und Glas. Material-Collagen bevorzugt auch MORITZ LIEBIG (Dresden) für seine Installationen. TROPHÄEN, so sagt er selbst, seien eines seiner Themen. Das trifft ebenso auf den Hecht wie auf die selbst entwickelten Dresdener Putten zu.

Drei Arbeiten aus ganz unterschiedlichen Zeiten präsentiert ANNA MIERBACH (Düsseldorf). Entgegen der Tradition in der Bildhauerei verwendet sie vergängliche Materialien, vom Schaumstoff bis hin zum Gips. Der Akt der schleichenden Selbstzerstörung gehört für die junge Künstlerin ebenso zu ihren Arbeiten, wie die Farbigkeit. LUCY TEASSDALE (Düsseldorf) beschäftigt sich in ihren Werken mit der Historie, die sie abstrakt formuliert neu entstehen lässt. Das Lieblingsmaterial von MING JEONG SEO (Berlin) hingegen ist Keramik. Damit hat sie Kadaver von toten Vögeln überzogen und in den Brennofen gesteckt. Vergängliches wird so zu neuem Wert erhoben. In einer offenen Installation zeigt sie offene Hände, in die sie vor dem Brennvorgang Reiskörner geschüttet hat. Nun sieht man dort Löcher. Präsentiert wird diese Arbeit in einer Höhe, wie sie Bettler im Sitzen haben. CHRISTIAN HENKELS (Berlin) Arbeiten haben dagegen einen eher folkloristischen Charakter. Alte Weihnachtsbaumstrünke verbindet er, der sich auch mit der Malerei beschäftigt hat, an schmale Konstruktionen, die an alte Möbelstücke erinnern.


So zeigt die MKK-Ausstellung auch in diesem Jahr wieder einen spannenden und ganz aktuellen Querschnitt junger Tendenzen im Bereich der Gegenwartskunst. Parallel präsentiert noch bis zum 21. November die diesjährige Preisträgerin PETRA LOTTJE, die das Stipendium im letzten Jahr im Bereich Video-Kunst zugesprochen bekommen hat, neue Arbeiten. Petra Lottje aus Berlin hat die Stipendienzeit intensiv genutzt, um an neuen Videoproduktionen zu arbeiten. Sie stellt u.a. die Arbeit Greenscreen vor. Greenscreen ist ein Verfahren, Aufnahmen von Personen, die vor einem grünen Hintergrund agieren, in der Postproduktion auszuschneiden und vor anderen Hintergründen zu synchronisieren. Dieses Verfahren wird in der Werbung eingesetzt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der das Werk der Videokünstlerin zusammenfasst.


Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr. Die Künstlerinnen und Künstler werden anwesend sein.