Münstersche Zeitung, 11.04.2001

Grünes Gras, rote Zunge

Von KATRIN JARGSTORF

Praktisch. Rechteckig. Grasgrün. Die MODULARE WIESE ist ein Stück fürs Wohnzimmer. Wer draußen achtlos an einer schönen Sommerwiese vorübergeht, den macht YVONNE ROEB mit ihren Grasecken auf Rollen innerhalb der beschaulichen vier Wände auf das Lebensgefühl von Natur aufmerksam. Auf den Rechtecken ist echtes Gras gepflanzt, sie ergeben aneinandergestellt eine große Wiese, und auf den Einzelteilen kann man sitzend durch die Gegend rollen.

Das alles demonstriert die fünfminütige Bedienungsanleitung , die in einem kleinen Fernseher (Künstlerfilm MODULARE SPIELWIESE, 2001) im Schaufenster des Cuba-Foyers zu sehen ist. Der Clou: Die Wiese wächst im Schaufenster an der Achtermannstraße, so dass der Blick auf dieses Stück Natur die gewohnte Blickrichtung umkehrt und ausnahmsweise von außen nach innen fällt.

Die Installation ist eine Teil einer Doppelausstellung, die zum Thema Innen-Außen im Cuba gezeigt wird.

Weiter innen im Foyer befindet sich der zweite Teil der Ausstellung. Hier zeigt BERND HINZELMANN seine Ansichten zu natürlichen und menschlichen Prinzipien. Auf kleinen quadratischen Tafeln konfrontieren Objekte wie Steine, Nester oder Zellen den Betrachter mit dessen eigener vorgefertigter Vorstellung von Natur. Gegenüber scheint eine Reihe von menschlichen Köpfen und Gesichtern eben jenen Betrachter bei Betrachten von Bildern zu betrachten. Zum teil sind es Selbstportraits des Künstlers, zum teil auch beliebige Gesichter, die ihre markanten Augen auf ihr gegenüber richten und dabei aus etwas Undefinierbarem auftauchen. Es bleibt ungewiss, mit was sie umgeben sind. Befreien sie sich von inneren Zuständen oder von äußeren Gegebenheiten? Ist es vielleicht das eigene selbst, das einen dort anschaut? Bernd Hinzelmann gibt keine Antwort, sondern streckt lieber als Selbstportrait dem Fragenden die rote Zunge heraus.