Baum, Stärke, Wasser.
hier Ø 7 × 12 m
Wir sehen einen eingeschneiten Baum und weitere schneebedeckte Pflanzen. Normalerweise ist das nichts Ungewöhnliches. Bäume gibt es viele und eingeschneite auch, aber bei Plusgraden? Die restliche Umgebung außerhalb des Areals ist komplett begrünt. Blumen blühen und es wird klar, dass eine ungewöhnliche Kontextverschiebung stattfindet: Schnee im Sommer!
Die Situation strahlt Ruhe und Besonderheit aus, bestärkt durch unser Gedankenzutun. Schnee verändert die Wahrnehmung. Normalerweise ist die blühende und grüne Weltgestalt verschwunden. Hier aber nicht. In der Arbeit
existieren beide Welten parallel und auch der Geruch der Umgebung müsste sich nun vermischen.
Ein Stillleben wird sichtbar, eine Landschaftsszenerie. Aber liegt hier wirklich eine echte Landschaft vor oder wird die Umgebung zur Kulisse, zur Attrappe? Befinden wir uns in einem Traum? Wo ist der Schnee vom letzten Jahr?, fragt Kurt Tucholsky in einem Gedicht, das er unter dem Pseudonym THEOBALD TIGER verfasst hat und spielt damit auf unsere übertriebenen Aufgeregtheiten an.
Schnee impliziert Vergänglichkeit und Verdrängung in unseren Köpfen. Als flüchtige Substanz ändert er bald wieder seinen Aggregatzustand und wird zu Wasser. Was wäre denn, wenn er einfach in seiner kristallinen Form bliebe?
Schnee ohne Zeit gibt es nicht. Alles liegt im ständigen Prozess des Wandelns und sich Änderns. Jahreszeiten und ihre Eigenschaften machen Zeit für uns begreifbar, fühlbar und erlebbar. Alles was erblüht und entsteht, verblasst irgendwann. Uns wird bewusst, dass eben alles bald Schnee von gestern ist!